Infrarotheizungen gelten als die ideale Heizlösung für Tiny Houses. Sie sind platzsparend, wartungsfrei, schnell installiert und benötigen keinen Kamin oder Gasanschluss. Doch lohnt sich eine Infrarotheizung wirklich? Wie hoch sind die Betriebskosten? Und wie viel Leistung brauchst du für dein Tiny House?

In diesem umfassenden Ratgeber erfährst du alles über Infrarotheizungen im Tiny House – von der richtigen Dimensionierung über die Installation bis hin zu praktischen Tipps für maximale Effizienz.

Was ist eine Infrarotheizung und wie funktioniert sie?

Eine Infrarotheizung erzeugt Wärme durch Infrarotstrahlung, ähnlich wie die Sonne. Anders als herkömmliche Heizungen erwärmt sie nicht die Luft, sondern Oberflächen und Körper direkt. Diese Oberflächen (Wände, Möbel, Boden) speichern die Wärme und geben sie gleichmäßig an den Raum ab.

Die Vorteile dieser Funktionsweise:

  • Schnelle Wärme: Du spürst die Wärme sofort, ohne lange Aufheizzeit
  • Gleichmäßige Temperatur: Keine kalten Ecken oder Zugluft
  • Gesundes Raumklima: Weniger Luftzirkulation bedeutet weniger Staubaufwirbelung
  • Schimmelprävention: Warme Wände bleiben trocken und beugen Schimmelbildung vor

In einem Tiny House, wo der Raum begrenzt ist und schnelle Reaktionszeiten wichtig sind, spielt die Infrarotheizung ihre Stärken perfekt aus.

Vorteile von Infrarotheizungen im Tiny House

1. Kein Platzverlust

Infrarot-Paneele werden flach an der Wand oder Decke montiert und nehmen keinen Bodenplatz weg. In einem Tiny House, wo jeder Quadratzentimeter zählt, ist das ein enormer Vorteil gegenüber einem Holzofen oder einer Standheizung.

2. Einfache Installation

Du brauchst keinen Kamin, keine Gasleitung und keinen Schornsteinfeger. Die Installation beschränkt sich auf das Anbringen der Wandhalterung und den Anschluss an eine normale Steckdose. Selbst ohne handwerkliche Vorkenntnisse kannst du die Heizung in weniger als einer Stunde montieren.

3. Wartungsfrei

Infrarotheizungen haben keine beweglichen Teile, keine Filter und keinen Verschleiß. Einmal installiert, funktionieren sie jahrzehntelang ohne Wartung. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven.

4. Flexible Steuerung

Mit einem Thermostat oder einer smarten Steckdose kannst du die Heizung automatisch steuern. Du kannst zum Beispiel einstellen, dass das Tiny House nur dann geheizt wird, wenn du anwesend bist, oder die Temperatur nachts absenken.

5. Kombinierbar mit Solarstrom

Infrarotheizungen laufen mit normalem Haushaltsstrom. Wenn du eine Solaranlage auf dem Dach hast, kannst du die Heizung zumindest teilweise mit selbst erzeugtem Strom betreiben und so die Betriebskosten senken.

Nachteile und Herausforderungen

Trotz aller Vorteile gibt es auch einige Punkte zu beachten:

1. Hoher Stromverbrauch

Infrarotheizungen verbrauchen Strom, und Strom ist in Deutschland teuer. Bei einem Strompreis von 35-40 Cent pro Kilowattstunde können die Heizkosten im Winter schnell 80-150 Euro pro Monat erreichen – je nach Dämmung, Außentemperatur und Nutzungsverhalten.

2. Abhängigkeit vom Stromnetz

Ohne Stromanschluss funktioniert die Heizung nicht. Für komplett autarke Tiny Houses fernab vom Netz ist eine Infrarotheizung deshalb nur in Kombination mit einer großen Solaranlage und entsprechendem Batteriespeicher geeignet.

3. Ungeeignet bei schlechter Dämmung

Infrarotheizungen sind nur dann effizient, wenn das Tiny House gut gedämmt ist. Bei einem schlecht isolierten Tiny House verpufft die Wärme schnell nach draußen, und du heizt im wahrsten Sinne des Wortes „zum Fenster hinaus”.

4. Keine gemütliche Atmosphäre wie beim Holzofen

Eine Infrarotheizung ist funktional und effizient, aber sie bietet nicht das knisternde Feuer und die Lagerfeuer-Atmosphäre eines Holzofens. Viele Tiny-House-Bewohner kombinieren deshalb eine Infrarotheizung mit einem kleinen Holzofen für besonders kalte Tage und gemütliche Abende.

Wie viel Leistung brauchst du? Die richtige Dimensionierung

Die benötigte Heizleistung hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Größe des Tiny Houses
  • Qualität der Dämmung
  • Anzahl und Größe der Fenster
  • Klimazone (mildes oder strenges Winterklima)
  • Nutzungsverhalten (Dauerwohnsitz oder Wochenendhaus)

Faustformel für gut isolierte Tiny Houses

Für ein gut gedämmtes Tiny House mit modernen Isoliermaterialien (Holzrahmenbau mit 10-15 cm Dämmung, doppelt oder dreifach verglaste Fenster) gilt als Richtwert:

60-80 Watt pro Quadratmeter Wohnfläche

Ein Tiny House mit 20 Quadratmetern benötigt also etwa 1200-1600 Watt Heizleistung.

Faustformel für durchschnittlich isolierte Tiny Houses

Bei älteren oder weniger gut gedämmten Tiny Houses solltest du mit höheren Werten kalkulieren:

80-100 Watt pro Quadratmeter

Das gleiche 20-Quadratmeter-Tiny-House benötigt dann 1600-2000 Watt.

Beispielrechnung für verschiedene Größen

Tiny House GrößeGut isoliertDurchschnittlich isoliert
15 m²900-1200 Watt1200-1500 Watt
20 m²1200-1600 Watt1600-2000 Watt
25 m²1500-2000 Watt2000-2500 Watt
30 m²1800-2400 Watt2400-3000 Watt

Verteilung auf mehrere Paneele

Es ist sinnvoller, mehrere kleinere Infrarot-Paneele zu verwenden, als ein einzelnes großes. Das sorgt für eine gleichmäßigere Wärmeverteilung im Raum.

Beispiel für ein 20 m² Tiny House mit 1600 Watt Gesamtleistung:

  • Variante 1: 2x 800 Watt (ein Panel im Wohnbereich, ein Panel im Schlafbereich)
  • Variante 2: 3x 600 Watt (Wohnbereich, Schlafbereich, Badezimmer)
  • Variante 3: 1x 1000 Watt + 2x 300 Watt (Hauptpanel im Wohnbereich, kleinere Panels in Bad und Schlafbereich)

Stromverbrauch und Heizkosten: Was kommt auf dich zu?

Der Stromverbrauch hängt davon ab, wie oft und wie lange die Heizung läuft. Eine gut gesteuerte Infrarotheizung muss nicht durchgehend auf voller Leistung laufen.

Beispielrechnung: 20 m² Tiny House mit 1500 Watt Heizleistung

Szenario 1: Mild isoliertes Tiny House im Winter (Dezember-Februar)

  • Durchschnittliche Laufzeit: 6 Stunden pro Tag bei voller Leistung
  • Täglicher Verbrauch: 1,5 kW x 6 Std = 9 kWh
  • Monatlicher Verbrauch: 9 kWh x 30 Tage = 270 kWh
  • Kosten bei 0,35 Euro/kWh: 94,50 Euro pro Monat

Szenario 2: Sehr gut isoliertes Tiny House im Winter

  • Durchschnittliche Laufzeit: 4 Stunden pro Tag
  • Täglicher Verbrauch: 1,5 kW x 4 Std = 6 kWh
  • Monatlicher Verbrauch: 180 kWh
  • Kosten bei 0,35 Euro/kWh: 63 Euro pro Monat

Szenario 3: Übergangszeit (März, April, Oktober, November)

  • Durchschnittliche Laufzeit: 2-3 Stunden pro Tag
  • Monatlicher Verbrauch: 90-135 kWh
  • Kosten: 31,50-47 Euro pro Monat

Im Jahresdurchschnitt kannst du also mit Heizkosten von 400-700 Euro rechnen, je nach Dämmung und Nutzungsverhalten.

Tipps zur Senkung der Heizkosten

1. Investiere in gute Dämmung

Die beste Heizung nützt nichts, wenn die Wärme sofort nach draußen entweicht. Eine Investition in hochwertige Dämmung (Holzfaser, Hanf, Schafwolle) zahlt sich langfristig aus.

2. Verwende programmierbare Thermostate

Ein guter Thermostat regelt die Heizung automatisch und vermeidet unnötiges Heizen. Moderne Smart-Thermostate kannst du sogar per App steuern und von unterwegs ein- oder ausschalten.

3. Heize nur bewohnte Bereiche

Wenn du zum Beispiel tagsüber nur im Wohnbereich bist, kannst du die Heizung im Schlafbereich ausschalten oder auf niedriger Stufe laufen lassen.

4. Nutze Vorhänge und Rollos

Schwere Vorhänge vor den Fenstern reduzieren den Wärmeverlust in der Nacht erheblich. Tagsüber solltest du sie öffnen, um kostenlose Sonnenwärme zu nutzen.

5. Kombiniere mit einem Holzofen

Viele Tiny-House-Bewohner nutzen die Infrarotheizung als Grundheizung und einen kleinen Holzofen für besonders kalte Tage oder gemütliche Abende. So sparst du Strom und hast trotzdem die Flexibilität einer elektrischen Heizung.

6. Senke die Raumtemperatur leicht ab

Jedes Grad weniger spart etwa 6 Prozent Heizkosten. Statt 22°C reichen oft auch 20°C für ein behagliches Raumklima. Mit einem warmen Pullover und dicken Socken kommst du auch mit 18-19°C gut zurecht.

Montage und Installation: So geht es

Die Installation einer Infrarotheizung ist denkbar einfach und kann in wenigen Schritten durchgeführt werden.

Schritt 1: Standort wählen

Infrarot-Paneele sollten dort montiert werden, wo du dich am häufigsten aufhältst. Ideal sind Wände gegenüber von Fenstern oder Sitzbereichen. Achte darauf, dass die Paneele nicht von Möbeln verdeckt werden.

Wichtig: Die Heizung sollte mindestens 20-30 cm Abstand zu brennbaren Materialien haben.

Schritt 2: Wandhalterung anbringen

Die meisten Infrarotheizungen werden mit Wandhalterungen geliefert. Du schraubst die Halterung einfach mit Dübeln und Schrauben an die Wand. Bei Holzwänden (typisch für Tiny Houses) reichen oft auch stabile Holzschrauben.

Schritt 3: Heizung einhängen und anschließen

Das Infrarot-Panel wird in die Halterung eingehängt. Danach steckst du einfach den Stecker in eine normale Steckdose. Fertig!

Schritt 4: Thermostat installieren (optional)

Für mehr Komfort und Effizienz solltest du ein Thermostat verwenden. Einfache Steckdosen-Thermostate kosten 20-40 Euro und werden zwischen Steckdose und Heizung gesteckt. Fest verbaute Raumthermostate bieten mehr Funktionen, erfordern aber etwas mehr Installationsaufwand.

Welche Hersteller und Modelle sind empfehlenswert?

Es gibt viele Anbieter von Infrarotheizungen. Hier eine Übersicht über bewährte Hersteller:

1. Könighaus

Könighaus gehört zu den bekanntesten deutschen Herstellern. Die Paneele sind hochwertig verarbeitet, haben eine lange Lebensdauer und sind in verschiedenen Größen und Leistungsstufen erhältlich.

  • Leistung: 300-1200 Watt
  • Preis: 150-400 Euro
  • Besonderheit: TÜV-geprüft, 5 Jahre Garantie

2. Heidenfeld

Heidenfeld bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist besonders für Einsteiger geeignet.

  • Leistung: 300-1000 Watt
  • Preis: 120-300 Euro
  • Besonderheit: Viele Designs (Glas, Spiegel, Bild)

3. InfrarotPro

InfrarotPro ist auf leistungsstarke Panels spezialisiert und bietet auch Modelle für größere Räume.

  • Leistung: 400-1500 Watt
  • Preis: 200-500 Euro
  • Besonderheit: Hochwertige Keramikbeschichtung

4. Vasner

Vasner produziert stylische Infrarotheizungen mit modernem Design und guter Performance.

  • Leistung: 300-1400 Watt
  • Preis: 180-450 Euro
  • Besonderheit: Viele Farben und Designs

5. Viesta

Viesta ist bekannt für robuste, langlebige Paneele mit sehr guter Wärmeverteilung.

  • Leistung: 300-1200 Watt
  • Preis: 130-350 Euro
  • Besonderheit: Carbon Crystal Technologie

Infrarotheizung mit Solarstrom kombinieren

Viele Tiny-House-Bewohner möchten autark leben und ihre Heizung mit Solarstrom betreiben. Das ist grundsätzlich möglich, aber mit einigen Herausforderungen verbunden.

Die Herausforderung: Hoher Strombedarf im Winter

Gerade im Winter, wenn du am meisten heizen musst, liefert die Solaranlage am wenigsten Strom. Die Tage sind kurz, die Sonne steht tief, und oft ist der Himmel bedeckt.

Was brauchst du für autarke Infrarotheizung?

Beispielrechnung für ein 20 m² Tiny House mit 1500 Watt Infrarotheizung:

  • Täglicher Heizbedarf im Winter: etwa 6-9 kWh
  • Solarertrag im Dezember/Januar: etwa 1-2 kWh pro kWp Solarleistung

Um 9 kWh täglich zu erzeugen, bräuchtest du also 4,5-9 kWp Solarleistung. Das entspricht 12-24 Solarpanels à 375 Watt.

Dazu kommt ein Batteriespeicher von mindestens 10-15 kWh Kapazität, um die Energie für die Nacht zu speichern.

Kosten für ein solches System:

  • Solaranlage (6 kWp): 6.000-9.000 Euro
  • Batteriespeicher (12 kWh): 6.000-10.000 Euro
  • Wechselrichter und Installation: 2.000-3.000 Euro
  • Gesamt: 14.000-22.000 Euro

Praktikable Lösungen

Die meisten Tiny-House-Bewohner wählen eine dieser drei Optionen:

1. Hybrid-System: Kleine Solaranlage (2-3 kWp) zur Grundversorgung, Netzstrom als Backup für die Heizung

2. Solar + Holzofen: Solarstrom für Licht und Geräte, Holzofen als Hauptheizung

3. Netzanschluss + Ökostrom: Anschluss ans öffentliche Stromnetz mit 100 Prozent Ökostromtarif

Alternativen zur Infrarotheizung

Falls eine Infrarotheizung für dich nicht die richtige Lösung ist, gibt es einige Alternativen:

1. Holzofen

Ein kleiner Holzofen (zum Beispiel von Hobbit, Cubic Mini oder Dwarf) erzeugt gemütliche Wärme, ist unabhängig vom Stromnetz und verursacht niedrige Betriebskosten. Allerdings benötigst du einen Kamin, regelmäßige Wartung und Platz für die Holzlagerung.

2. Gasheizung

Eine kleine Gasheizung (Propan oder Butan) ist kompakt und günstig im Betrieb. Nachteile sind der Gasgeruch, die Notwendigkeit von Gasflaschen und die potenzielle Kondensatbildung.

3. Wärmepumpe

Mini-Wärmepumpen sind sehr effizient, aber teuer in der Anschaffung (3.000-6.000 Euro) und erfordern eine Außeneinheit.

4. Dieselheizung

Diesel-Standheizungen (wie sie in Wohnmobilen verwendet werden) sind effizient und sparsam, aber die Installation ist komplex und Diesel ist nicht die umweltfreundlichste Lösung.

Fazit: Ist die Infrarotheizung die richtige Wahl für dein Tiny House?

Eine Infrarotheizung ist eine hervorragende Heizlösung für Tiny Houses, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Gute Dämmung: Das Tiny House sollte modern und hochwertig isoliert sein
  • Stromanschluss: Du hast Zugang zu Netzstrom oder eine ausreichend große Solaranlage
  • Komfort und Wartungsfreiheit: Du schätzt den unkomplizierten Betrieb ohne Holzhacken oder Gasflaschen
  • Flexible Nutzung: Du möchtest die Heizung schnell ein- und ausschalten können

Wenn du dagegen komplett autark leben möchtest, ein begrenztes Budget hast oder die gemütliche Atmosphäre eines Holzofens bevorzugst, solltest du auch die Alternativen in Betracht ziehen.

Am besten funktioniert oft eine Kombination: Infrarotheizung als Grundheizung für den Alltag, Holzofen für besonders kalte Tage und gemütliche Abende. So hast du Flexibilität, Komfort und kannst die Betriebskosten niedrig halten.

Mit der richtigen Dimensionierung, kluger Steuerung und guter Dämmung ist die Infrarotheizung eine praktische, effiziente und wartungsfreie Lösung für dein Tiny House – und du kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren: dein Leben im Tiny Home zu genießen.